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Der Marmor des Taj Mahal, 11.09.2024 Wenn es um Marmor geht, dann verknüpft der Laie in Europa diesen Begriff zumeist mit der Farbe Weiß und mit Carrara. Natürlich gibt es Marmor auch an vielen anderen Orten in der Welt und in vielen anderen Farbvarianten – selbst in der Region Carrara. Weißer Marmor steht jedoch für Eleganz und Perfektion. Es ist das Material für die Skulpturen der Antike, von Bernini und Michelangelo und es ist geknüpft an eines der bekanntesten Bauwerke auf unserer Erde: das Taj Mahal, dessen Makrana-Marmor unser aktuelles „Sammlungsobjekt des Quartals“ ist.
Das emotionale Erlebnis beim Anblick des Taj Mahal wird vertieft durch das Wissen um die Herkunft des Marmors aus Makrana, einem Ort ca. 300 Kilometer westlich von Agra und dem Taj Mahal. Der Makrana-Marmor ist ein proterozoischer, mittel- bis grobkristalliner Calcit-Marmor, meist weiß mit grauen und schwarzen Adern, aber auch mit rosa und bräunlichen Varietäten. Für die repräsentativen Bauten war meist die weiße Varietät gefragt.
Das Marmorvorkommen ist ca. 13 Kilometer lang und maximal 1,6 Kilometer breit. Der Abbau begann vor 400 Jahren an der Oberfläche und folgte dann dem Einfallen des Marmors in die Tiefe. Im Laufe der Jahrhunderte gab es Hunderte von Steinbrüchen in diesem kleinen Gebiet. Das Dorf Makrana entstand und lebt bis heute vom Abbau und der Verarbeitung des Marmors. Heute sind noch 26 Steinbrüche aktiv, die bis in eine Tiefe von ca. 50 Meter abbauen – sowohl mit einfachen manuellen Methoden als auch mit modernen Seilsägen. Verarbeitende und verkaufende Firmen sind nicht zählbar in und um Makrana.
Der Abbau und die Verwendung des Makrana-Marmors sind eng geknüpft an das Mogulreich (1526-1858) und seine, vor allem im 17. Jahrhundert entstandenen, repräsentativen Bauten. Die Krone der Mogularchitektur und der Verwendung des Makrana-Marmors stellt das Grabmal für Mumtaz Mahal dar, die 1631 mit 38 Jahren verstorbene Frau des Großmoguln Shah Jahan. Das Taj Mahal wurde 1648 nach 16 Jahren Bauzeit fertiggestellt. Elefanten sorgten für den Transport des Marmors aus den Steinbrüchen. Der Kern des Grabmals besteht aus Ziegelmauerwerk, seine Verkleidung – innen wie außen – aus Makrana-Marmor. Die Außenfassaden und auch die Grabmäler im Inneren sind mit Reliefs und vor allem mit vielfarbigen Inkrustationen im Pietra dura-Stil von größter Feinheit verziert. Dabei finden sich bunte florale Motive, wie z. B. Lilien und Rosen, aber auch Inschriften mit Passagen aus dem Koran in schwarzem Stein auf weißem Grund.
Eine Platte des Makrana-Marmors befindet sich, neben vielen anderen Marmoren aus aller Welt, in der Naturwerkstein-Sammlung der BGR in Berlin.
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