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II/2022: Sperenberger Gips – ein Vorkommen mit Geo-Geschichte(n)

Sperenberg, ca. 40 km südlich von Berlin gelegen, ist in jüngerer Zeit vor allem als möglicher Hauptstadt-Flughafen-Standort bekannt geworden. Geologen verbinden mit dem Ortsnamen eher die Schlagworte: Gips, Salz, Weltrekordbohrung, Tiefengradient und Geotop.

Der Ort Sperenberg wird von einem Salzstock unterlagert, der als einer der wenigen im Norden Deutschlands die Erdoberfläche durchbrochen hat. Durch den Aufstieg kam es im Kontakt mit dem Grundwasser zu Auslaugungsprozessen. Die schwer löslichen Gipse und Tone bildeten einen ca. 100 m mächtigen Gipshut (Abbildung 2), welcher viele Jahre intensiv abgebaut wurde und auch heute noch bis zu 80 m über seine Umgebung hinausragt.

Vermutlich hat der Ort seinen Namen auch diesem Gipsvorkommen zu verdanken, denn Kolonisten fanden im 12. Jahrhundert beim Pflügen speerspitzen-artige Splitter eines blaugrauen Gesteins und bezeichneten es als „Sperenstein".

Skizze des Sperenberger Salzstocks nach SolgerSkizze des Sperenberger Salzstocks nach Solger Quelle: www.heimatstube-sperenberg.de

In der Tat kommt der Gips in Sperenberg in verschiedenen Erscheinungsformen vor, die auch in den Sammlungen der BGR dokumentiert sind (siehe Abbildungen 1 a-d). Leider sind sämtliche Etiketten der Sperenberger Gipse unvollständig ausgefüllt, so dass der Zeitpunkt der Probenahme nur ungefähr für den Anfang des 20. Jahrhunderts vermutet werden kann.

Je nach Ausbildung wurde der Gips schon früh für verschiedene Zwecke genutzt: der massige Gips als Baugestein in der Region - ab dem 16. Jahrhundert wurde das Material auch über den schiffbar gemachten Fluss Notte auf dem Wasserweg nach Berlin, Stettin und Hamburg verschifft – hauptsächlich wohl als Bau- und Stuckateurgips. Belegt sind große Lieferungen nach Potsdam-Sanssouci im 18. Jahrhundert. Dort sind die Sperenberger Gipse auch heute noch zu finden: in Form von Marienglas im Grottensaal des Neuen Palais (19. Jh.), sowie an den vertikalen Ansichtsflächen der Terrassen unterhalb der Bildergalerie und dem Schloss Sanssouci (18. Jh.) und in massig-kristalliner Form an der Muschelgrotte (1794) im Neuen Garten (Abbildung 3).

Die Lokalität ist zudem mit einem Tiefbohrrekord und der Ermittlung des geothermischen Gradienten verbunden. Zur Untersuchung der Mächtigkeit des Gipsvorkommens wurde 1867 seitens der Bergbaubehörde eine Tiefbohrung veranlasst. Nach 85 m Gips ging dieser bis 88 m Teufe in Anhydrit über und danach wurde nur noch Steinsalz durchbohrt. Nach Erreichen von 1271 m Teufe wurde die Bohrung eingestellt. Sie markierte für die nächsten 15 Jahre den Tiefbohrrekord. Gleichzeitig wurde erstmals die Temperatur im Bohrloch gemessen und eine Zunahme von 3 Grad je 100 m ermittelt. Dieser Wert ist seitdem als mittlerer geothermischer Tiefengradient anerkannt.

Heute ist das Gelände der ehemaligen Gipsbrüche ein landschaftlich schönes Geotop mit Wasserflächen und immer noch anstehenden Gipsfelsen.

Literatur:

www.heimatstube-sperenberg.de

Übrigens: Gips ist das Gestein des Jahres 2022!
Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Angela Ehling
Tel.: +49-(0)30-36993-412

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