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II/2021: Das Kilimandscharo-Massiv - Gesteinsproben von der Erstbesteigung

Der aus den drei Vulkanen Shira, Mawenzi und Kibo bestehende Kilimandscharo in Tansania, an der Grenze zu Kenia im Osten Afrikas, nimmt als Bergmassiv insgesamt eine Fläche von 80 x 48 km ein. Der Uhuru Gipfel auf dem Kibo stellt dabei mit einer Höhe von 5895 m über dem Meeresspiegel den höchsten Gipfel Afrikas dar. Shira, der mit einer Höhe von 4006 m kleinste der drei Vulkane, wird mit einem älteren Vulkanismus vor etwa 2.5 – 1.9 Ma (Millionen Jahre) in Verbindung gebracht. Er wurde jedoch - ebenso wie der Mawenzi (5149 m) - stark erodiert. Der Mawenzi (1.0 – 0.45 Ma) und der Kibo (0.48 – 0.15 Ma) entstammen späteren vulkanischen Aktivitäten (Scoon 2018). Der letzte größere vulkanische Ausbruch am Kilimandscharo fand vor 360.000 Jahren statt.

Vereinfachte geologische Karte des Kilimandscharo-MassivsVereinfachte geologische Karte des Kilimandscharo-Massivs Quelle: Downie and Wilkinson (1972)

Die Entstehungsgeschichte des Kilimandscharo ist eng verknüpft mit der Entwicklung des Ostafrikanischen Grabenbruchs, einer vulkanisch und seismisch noch immer aktiven Rift-Zone im Osten des afrikanischen Kontinents. Der Ostafrikanische Grabenbruch entsteht durch sich voneinander wegbewegende (divergierende) Kontinentalplatten. Die obere Erdkruste (Lithosphäre) wird verhältnismäßig dünner und Magma kann aus dem oberen Bereich des Erdmantels (Asthenosphäre) aufsteigen. In der Folge bilden sich zahlreiche Vulkane. Sogenannte Fumarolen, ein Ausströmen von Gasen in vulkanisch aktiven Gebieten, belegen noch heute eine schwache Aktivität.

Die vulkanischen Gesteine des Kilimandscharo sind vorwiegend alkalische bis hyperalkalische Basalte, Trachybasalte, Foidite, Tephrite und Phonolithe. Insgesamt gibt es etwa 234 Schlote, teilweise als Flankenvulkane bezeichnet, welche eine auffällige NW-SO Verteilung haben und meist in einer Höhe von 1000 – 3500 m liegen (Tibaldi et al. 2014). Durch überlagernde, jüngere Laven des Kibos sind Teile der Laven des Shira und Mawenzi unzugänglich und daher weniger bekannt und erforscht (vgl. Geologische Karte Kilimandscharo).

Die auf den Bildern unverkennbare Vergletscherung des Kilimandscharo schwankte stark innerhalb der letzten Eiszeit und erreichte ihr glaziales Maximum vor 20.000 Jahren, als die Eismassen eine Fläche von etwa 400 km2 einnahmen. Diese Informationen konnten anhand von Eisbohrkernen aus den heute stark reduzierten Gletschern gewonnen werden. Ein weiteres Zeugnis der ehemals sehr ausgeprägten Vergletscherung sind die zahlreichen Moränen, typischerweise 5 – 6 km lang. Nach derzeitigen Berechnungen sollen die letzten Eismassen auf dem Kilimandscharo bis 2040 verschwunden sein (Scoon 2018).

Die Erstbesteigung des Uhuru Gipfels auf dem Kibo gelang 1889 Dr. Hans Meyer, einem Leipziger Geographen und Naturforscher, nachdem er 1887 von einer damals noch bestehenden 30 m hohen Eiswand mangels passender Ausrüstung zur Rückkehr gezwungen wurde. Für die Erstbesteigung erlangte er weltweit Ruhm und Anerkennung – nicht nur in der Fachwelt. In Berlin entstand der Gassenhauer „Was macht der Meyer am Himalaya“, der vor einigen Jahren von Max Raabe wiederbelebt wurde.

Von seiner Expedition im Jahr 1887 brachte Meyer von 48 Lokalitäten auf dem Bergmassiv Gesteinsproben mit. Diese wurden „dem hiesigen mineralogischen Museum“ übergeben (Hyland 1889). Es kann an dieser Stelle nicht vollständig aufgeklärt werden, ob damit die Sammlungen der Preußischen Geologischen Landesanstalt gemeint waren. Der Geheime Bergrat Prof. Dr. Ferdinand Zirkel, der die Proben zur petrographischen Bearbeitung an J. Shearson Hyland in Liverpool übergab, lehrte an der Universität Leipzig.

Eine der Proben, eine schwarze, blasige Lava, überreichte Meyer nach seiner Rückkehr 1890 Kaiser Wilhelm II., welcher diese als „Spitze des Kilimandscharo“ im Grottensaal des Neuen Palais in Potsdam anbringen ließ. Im Zuge einer Bestandsaufnahme 1978 stellte sich jedoch heraus, dass das besagte Stück nicht aus vulkanischer Lava, sondern vielmehr aus feinem, kristallinen Biotitschiefer bestand. Lediglich einzelne, millimetergroße Lavarelikte konnten nachgewiesen werden. Spätere Befragungen der Mitarbeiter ergaben, dass womöglich ein Handwerker während erster Restaurierungsarbeiten nach dem Krieg beim Umsetzen einer Leiter das Stück vollständig zerstört hatte. Als Ersatz wurde damals ein ähnlich aussehender Gesteinsbrocken aus dem nahe liegenden Parkschotter angebracht. 1985 konnte aus den Meyer’schen Proben, die sich zu diesem Zeitpunkt im Bestand des Zentralen Geologischen Instituts der DDR (Nachfolgeeinrichtung der Preußischen Geologischen Landesanstalt) befanden, ein originales Stück der basaltischen Lava zur Verfügung gestellt werden. Dieses ist bis heute als „Kilimandscharospitze“ im Grottensaal zu sehen (Rohde & Sachse 2000).

Im Zuge der Digitalisierung der Sammlungen der BGR wurden die Proben wiederentdeckt, petrographisch neu bestimmt (die petrographischen Beschreibungen von Hyland ließen sich nicht den einzelnen Proben zuordnen) und fotografiert. Die Stücke sind nun online einsehbar. Es handelt sich zumeist um alkalische Gesteine wie Basalte, Trachybasalte und Trachyandesite sowie einzelne, scheinbar ausgewitterte, Augite.

Literatur:

  • Downie, C. & Wilkinson, P. (1972): Geology of Kilimanjaro, University of Sheffield, Earth Sciences
  • Hyland, J. Shearson (1889): Über die Gesteine des Kilimandscharo und dessen Umgebung. – Min. u. Petr. Mitt.; Separat-Abdruck, 203 – 268; Tschermak.
  • Rohde, G. & Sachse, R. (2000): Von der Höhle zum Grottensaal – Der Grottensaal im Neuen Palais zu Potsdam. – S. 66, Großenhain.
  • Scoon, R. N. (2018): Geology of National Parks of Central/Southern Kenya a Northern Tansania – Geotourism of the Gregory Rift Valley, Active Volcanism and Regional Plateaus. – 129ff, Springer Verlag.
  • Tibaldi, A. et al. (2014): The diverging volcanic rift system. –Tectonophysics; 611 (2014), 98–99; Elsevier.

Lied: Max Raabe & Palastorchester – Was macht der Maier auf dem Himalaya
Autor: Willi Hergesell

Übrigens:
Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.

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Kontakt

    
Dr. Angela Ehling
Tel.: +49-(0)30-36993-412

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