Biostratigraphie an temporären Dogger- und Unterkreideaufschlüssen an der Autobahn A 39 östlich Braunschweig
Land / Region: Deutschland
Projektanfang: 01.01.2005
Projektende: 01.12.2013
Projektstand: 19.11.2013
Quelle: LBEG; Foto: Friedrich Wilhelm Luppold
Mit dem weiteren Ausbau der A 39 östlich Braunschweig in Richtung Wolfsburg konnten in den Monaten Mai bis August 2005 im Rahmen der Geologischen Landesaufnahme temporäre Aufschlüsse entlang der Trasse geologisch aufgenommen und beprobt werden. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen erschließt sich eine Schichtenfolge von Teilen des Doggers (Aalenium bis Basis Bathonium) und der Unterkreide (Unter-Hauterivium bis Basis Mittel-Albium).
Bemerkenswerte Mikrofaunen, insbesondere Ostrakoden, stammen aus Profilabschnitten des Doggers. Die Mikrofaunen sind alle bearbeitet. Zu den mikropaläontologischen Ergebnissen sollen später Makrofossilien, als Eichmarken, in die Profile eingefügt werden. In der Unterkreide-Schichtenfolge zeigen sich schon jetzt Parallelen zur benachbarten Kernbohrung Ahlum 1.
Im weiteren Verlauf der Trasse konnten im Winter 2005/2006 und Sommer 2006 bei Cremlingen aus dem Oberen Pliensbachium Glendonite geborgen werden. Nach der bisherigen Auffassung ging man davon aus, dass es sich bei Glendoniten, die man auch als Kalzit-Pseudomorphosen nach Ikait bezeichnet, um metastabiles Kalziumkarbonat Hexahydrat handelt, das sich bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt bildet. In jüngster Zeit belegen Isotopenuntersuchungen an Ikaiten und Glendoniten jedoch, dass die Bildung an aktiven Methanquellen am Meeresboden ein weiteres wichtiges Bildungsmilieu darstellt (Teichert et al. 2007). Da eine Bildung dieser Ikaite bzw. Glendonite vermutlich nicht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt stattgefunden hat, ist die Frage, ob das spezielle Umfeld der Methanquellen ein Bildungsmilieu darstellt, das die Bildung von Ikait bei wärmeren Temperaturen ermöglicht.
Gleichalte Pendants sind bisher nur noch aus dem Nordosten Sibiriens bekannt.
Das Projekt wurde 2013 abgeschlossen.
Literatur:
- Luppold, F. W., 2006. Glendonite als Klimaindikatoren im Jura (Lias, Oberes Pliensbachium) Nordwestdeutschlands.- GEOBerlin 2006 - 158. Jahrestagung der DGG, Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Vortragsabstract: 93, Hannover
- Teichert, B. M. A., Lückge, A., Luppold, F. W., Erbacher, J., 2007. Glendonites: Is it methane or climate? International Conference 2007 and 97th Annual Meeting of the Geologische Vereinigung e.V., Terra Nostra, Volume 2007/1-2: 221.
- Teichert, B., Luppold, F. W., 2009. Glendonite Formation in Early Jurassic dark shales - Evidence for methane seepage in northern Germany.- Geochimica et Cosmochimica Acta, 73, No.138: A1319, Elsevier, Amsterdam.
- Luppold, F. W., (2012): Ostracod assemblages of NW Germany with special reference to the Sowerbyi ammonite Zone (Early Bajocian, Jurassic). – Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, 266/3: 217-238, Stuttgart.
- Teichert, B., Luppold, F. W., (2013). Glendonites from an Early Jurassic methane seep — Climate or methane indicators?- Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 390 (2013) 81–93, Amsterdam.