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China - Wissenschaftlich-Technische Zusammenarbeit: Landslide Hazard and Risk Assessment (LHARA) in Lanzhou, Province Gansu

Land / Region: Volksrepublik China, Provinz Gansu, Stadt Lanzhou

Projektanfang: 01.01.2016

Projektende: 31.12.2021

Projektstand: 01.01.2021

Veranlassung:

Auf der Grundlage der zweijährigen bilateralen Gespräche zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem Ministry of Natural Resources (MNR) mit Schwerpunkt Geowissenschaften im November 2013 in Shanghai  wurde seitens der Gesprächspartner für den Bereich Umweltgeologie/Geohazards u.a. vereinbart, vergleichende Studien mit Bezug zur 'Gefährdungs- und Risiko-Abschätzung von Massenbewegungen' durchzuführen.

Abb. 1: Logo des WTZ-Projektes "LHARA"Abb. 1: Logo des WTZ-Projektes "LHARA" Quelle: BGR/CIGEM

Im Nachgang haben die nachgeordneten geowissenschaftlichen Institutionen China Geological Survey (CGS) / China Institute for Geo-Environment Monitoring (CIGEM) und BGR im Hinblick auf ein zukünftiges Projekt der Wissenschaftlich-Technischen Zusammenarbeit (WTZ) eine Priorisierung des Themenkomplexes zur Gefährdungs- und Risiko-Abschätzung von Massenbewegungen in Lössablagerungen in bzw. im Umfeld der Großstadt Lanzhou/Provinz Gansu empfohlen. Zur fachlichen und operativen Konzipierung dieses WTZ-Projektes, genannt 'Landslide Hazard and Risk Assessment Lanzhou/Province Gansu (LHARA)' (Logo siehe Abb. 1), haben die potentiellen Partner umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Der Projektzeitraum umfasste zwei Jahre (01/2016 – 12/2017). Eine ausführlichere fachlich-inhaltliche Beschreibung des LHARA-Projektes ist in den Hintergrundinformationen dargestellt.


Hintergrundinformationen:

Abb. 2: Das Untersuchungsgebiet um die 3,5 Millionen-Metropole Lanzhou als Landsat 8 Image unterlegt mit einem schattierten Relief eines 10 m HöhenmodellsAbb. 2: Das Untersuchungsgebiet um die 3,5 Millionen-Metropole Lanzhou als Landsat 8 Image unterlegt mit einem schattierten Relief eines 10 m Höhenmodells Quelle: BGR/CIGEM

Die 3,5-Millionen-Metropole Lanzhou (Abb. 2), Hauptstadt der Provinz Gansu in Zentralchina, sowie ihr peri-urbanes Umland sind eine wirtschaftlich prosperierende Region (Service, Industrie, Landwirtschaft), deren Anbindung an die landesweiten Ballungsgebiete der VR China durch eine Vielzahl von technischen Infrastruktur-Projekten (z.B. Energie, Kommunikation, Verkehr) begleitet wurde und wird.

Geologisch ist die Region durch äolische Lössablagerungen (feinste Schluff- und Tonpartikel) gekennzeichnet, die während der pleistozänen Kaltzeiten abgelagert wurden. Auf dem Lössplateau der Provinz Gansu  (~ 1500 m NN) sind Mächtigkeiten von bis zu 300 m kartiert worden (Abb. 3; Abb. 4).

Abb. 3: Geologische Situation im Projektgebiet mit einem typischen ProfilschnittAbb. 3: Geologische Situation im Projektgebiet mit einem typischen Profilschnitt Quelle: Torizin et al. 2018

Da Löss auf Grund seines Mineralgehaltes und seines Gefüges die nährstoffreiche Bodenbildung stark fördert und durch den Gelben Fluss nahezu unbegrenzte Bewässerungsmengen zur Verfügung stehen, wird in dieser Region Landwirtschaft in großem Umfang betrieben.

Die geologischen Gefährdungspotentiale sind in diesem Gebiet vorranging durch zwei Phänomene gekennzeichnet: eine erhöhte seismische Gefährdung und eine latente Empfänglichkeit gegenüber Massenbewegungen (Rutschungen, Schlammlawinen) (Abb. 5), getriggert durch Bodenbewegungen infolge von Erdbeben oder durch Niederschläge.


Abb. 4: Mächtige Lössablagerungen um Lanzhou Abb. 4: Mächtige Lössablagerungen um Lanzhou Quelle: BGR

Abb. 5: Alte Rutschungen im Löss im Süden von Lanzhou Abb. 5: Alte Rutschungen im Löss im Süden von Lanzhou Quelle: BGR
















Neben den natürlichen Potentialen bedingen die ingenieurtechnischen Eingriffe des Menschen künstliche Böschungs- bzw. Hanginstabilitäten (hauptsächlich entlang von Straßenanschnitten), denen wiederum durch umfangreiche geotechnische Gegenmaßnahmen begegnet wird. Darüber hinaus beeinflusst die flächenhaft betriebene künstliche Bewässerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen die Stabilität/Instabilität insbesondere von Lössplateau-Randlagen (Abb. 6).

Das resultierende Risikopotential leitet sich aus der Exposition von verschiedenen vulnerablen Elements at Risk gegenüber den geologischen bzw. künstlich geschaffenen Gefährdungspotentialen ab. Die Konzentration der Bevölkerung sowie materieller bzw. ökonomischer Werte in den urbanen und peri-urbanen Gebieten Lanzhous macht diese zu risiko-sensitiven Gebieten mit einem hohen Schadens- und Verlustpotential im Ereignis- bzw. Katastrophenfall. 

Alle Maßnahmen des Katastrophen-Risiko-Managements Chinas sind staatlich organisiert. Im Gebiet Lanzhou steht der China Geological Survey mit dem China Institute for Geo-Environment Monitoring (CIGEM) und dessen Provinz-Behörde für die konzeptionelle Entwicklung und praktische Umsetzung präventiver Maßnahmen zur Minderung von Schadensfällen bzw. Naturkatastrophen sowie des begleitenden Monitorings in der Verantwortung.

Grundlage des Managements von Risiken gegenüber Naturgefahren, einschließlich der Implementierung von risikomindernden Maßnahmen, ist die wissensbasierte, ganzheitliche Abschätzung der geologischen Gefahren, der (hier physischen) Vulnerabilität von bedrohten Elementen und des resultierenden Risikopotentials (ökonomischer Verlust) in einem zu betrachtenden räumlichen Kontext.

Unter Berücksichtigung dieser Randbedingungen haben die Projektpartner CIGEM und BGR, FB 4.4 in einer ersten zweijährigen Phase des WTZ-Projektes ‚LHARA‘ (2016-2017) folgende Aufgaben bearbeitet:


Quantitative Abschätzung der Empfänglichkeit gegenüber Massenbewegungen (Regionaler Ansatz):

  • Abschätzung der Empfänglichkeit (Suszeptibilität) gegenüber Massenbewegungen im Löss in urbanen und peri-urbanen Gebieten der Stadt Lanzhou im Maßstab 1: 50.000 mit folgenden Schwerpunkten:

    • Erfassung der dynamischen Veränderung regionaler Faktoren;
    • Evaluierung der statistischen Modelle zur Abschätzung der Empfindlichkeit gegenüber Massenbewegungen auf ihre Anwendbarkeit im spezifischen Lössumfeld unter dynamischen Bedingungen;
    • Evaluierung der Möglichkeiten für statistische Erfassung und Auswertung der anthropogenen Einflüsse auf die Entwicklung von Massenbewegungen in der Region.

Quantitative Analyse der Gefährdung durch Massenbewegungen (Lokaler Ansatz):

  • Quantitative Abschätzung der Gefährdung durch Massenbewegungen im Löss im Maßstab 1: 10.000 für einen ausgewählten Bereich der Stadt Lanzhou (Fallstudie):

    • Szenarien-basierte Modellierung von Hanginstabilitäten unter Berücksichtigung zeitabhängiger Infiltrationsmodelle (Trigger: Niederschläge und landwirtschaftliche Bewässerungsmaßnahmen auf den Lössplateaus);
    • Vorbereitung der 3-D Modelle für eine numerische Modellierung der räumlichen Ausbreitung der Rutschmasse (runout) von Massenbewegungen unter Nutzung der Diskrete Elemente Methode (DEM).

Akquisition und Vorbereitung der Daten für die Risikoanalyse:

  • Erfassung und Strukturierung  relevanter Daten zur Abschätzung der physischen Vulnerabilitäten von potentiell bedrohten Elements at Risk (z.B. kritische Infrastrukturen) gegenüber Massenbewegungen;
  • Entwicklung eines Konzeptes zur quantitativen Risikoanalyse hinsichtlich Massenbewegungen für die Stadt Lanzhou.

Landslide Hazard and Risk Assessment (LHARA) in Lanzhou, Province Gansu (Phase II):

Der Präsident der BGR, Prof. Dr. Ralph Watzel, und der Vize-Präsident des Geologischen Dienstes Chinas, Dr. Yan Guangsheng, haben im November 2017 in Peking ein Abkommen zur Fortsetzung des Projektes ‚Landslide Hazard and Risk Assessment Lanzhou, Provinz Gansu/VR China (LHARA)‘ unterzeichnet (Abb.7). Mit der neuen Vereinbarung über eine zweite Phase verlängern die beiden Geologischen Dienste ihre seit zwei Jahren erfolgreich praktizierte wissenschaftlich-technische Kooperation um weitere vier Jahre bis Ende 2021.

Abb. 7: Der Präsident der BGR, Prof. Dr. Ralph Watzel, und der Vize-Präsident des Geologischen Dienstes von China, Dr. Yan Guangsheng, nach der Unterzeichnung des Abkommens in PekingAbb. 7: Der Präsident der BGR, Prof. Dr. Ralph Watzel, und der Vize-Präsident des Geologischen Dienstes von China, Dr. Yan Guangsheng, nach der Unterzeichnung des Abkommens in Peking Quelle: BGR

 

Referenzen (Publikationen und Vorträge):

Tian, T., Balzer, D., Wang,  L., Torizin,  J., Wan,  L.., Li, X., Chen,  L., Li, A., Kuhn, D., Fuchs, M., Lege, T., Tong, B. (2017): Landslide Hazard and Risk Assessment Lanzhou, Province Gansu, China - Project Introduction and Outlook. - In: Mikoš M., Tiwari B., Yin Y., Sassa K. (eds): Advancing Culture of Living with Landslides, pp. 1027-1033. WLF 2017. Springer, Cham; https://doi.org/10.1007/978-3-319-53498-5_116

Torizin, J., Wang, L., Fuchs, M., Tong, B., Balzer, D., Wan, L.., Kuhn, D., Li A., Chen, L. (2018): Statistical landslide susceptibility assessment in a dynamic environment: A case study for Lanzhou City, Gansu Province, NW China. – In: Journal of Mountain Science 15(6): S. 1299-1318; https://doi.org/10.1007/s11629-017-4717-0

Torizin, J., Wang, L., Fuchs, M., Tong, B., Balzer, D., Wan, L., Kuhn, D., Li, A., Chen, L.. (2017): Statistical landslide susceptibility assessment in zones of rapid urban development: case study Lanzhou city. – In: Abstracts GeoBremen 2017. The System Earth and its Materials from Seafloor to Summit, Bremen, Germany, September 24 – 29, 2017, A-117;

Torizin, J., Wang, L., Fuchs, M., Tong, B., Balzer, D., Tian, T., Kuhn, D., Wan, L., Li, A., Chen, L.. (2017): Evolution of Landslide Susceptibility Patterns in Areas of Rapid Urban Development. Case Study Lanzhou City, Northwest China. - In: Landslide Research and Risk Reduction for Advancing Culture of Living with Natural Hazards, Proceedings of 4th World Landslide Forum 2017, Ljubljana, Slovenia, 29 May – 2 June 2017, S. 229; WLF 2017 Proceedings


Partner:

China Geological Survey (CGS)

China Institute for Geo-Environment Monitoring (CIGEM)

Kontakt:

    
Dr. Jewgenij Torizin
Tel.: +49-(0)511-643-3097
Fax: +49 (0)511-643-533097

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