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Hannover, 17.03.2010
BMBF-Projekt Staßfurt: OB Zok und Verbund-Koordinator Gerardi stellten neue Forschungsergebnisse vor
Seit 2006 führt der Forschungsverbund "Dynamik abgesoffener oder gefluteter Salzbergwerke und ihres Deckgebirgsstockwerks" in der ehemaligen Salzstadt Staßfurt (Sachsen-Anhalt) im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts umfangreiche geowissenschaftliche Untersuchungen zu den Folgeschäden des früheren Kalibergbaues durch. „Wir haben bereits wichtige Grundlagen für eine abschließende Prognose zur künftigen Entwicklung in den Senkungsgebieten erarbeitet. Damit wird die Stadt mehr Planungssicherheit bei ihren Vorhaben bekommen“, sagten Oberbürgermeister René Zok und der Koordinator des Vorhabens, Johannes Gerardi von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) heute in Staßfurt bei der Vorstellung des neuen Sonderbandes der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften mit den ersten Teilergebnissen des bis Ende 2010 laufenden Forschungsprojekts.
Seit mehr als drei Jahren untersuchen Geowissenschaftler aus Forschung und Industrie die Areale über den abgesoffenen oder gefluteten Grubenbauen des Salzbergbaus. Entlang des Staßfurter Salzsattels wurden aus der Luft elektromagnetische- und laseroptische Messungen durchgeführt. Sie waren Grundlage für weiterführende bodengeophysikalische, geologische, hydrogeologische und hydrochemische Untersuchungen. Außerdem hat der Forschungsverbund bis heute ca. 60 Flach- und sechs Tiefbohrungen erstellt und zahlreiche davon zu Grundwassermessstellen ausgebaut. Drei dieser Tiefbohrungen wurden durch das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) geteuft.
„Diese Untersuchungen waren notwendig, um Lösungsprozesse am Steinsalz und Hutgestein berechnen und Transportmodelle erstellen zu können. Letztlich führten Lösungsprozesse zu den Schädigungen am Salzkörper der Gruben, die dann Senkungen oder Tagesbrüche zur Folge hatten“, so Gerardi.
Seit mehr als 40 Jahren wurden in Staßfurt seismologische Daten von der Oberfläche her erfasst. Gerardi: „Eine Gesamtauswertung dieser und neuer Messungen zeigt, dass nur sehr kleine seismische Signale auf diese Weise detektiert werden können. Nur mittels eines speziellen nanoseismischen Monitorings oder durch tief im Untergrund eingebaute Geophone lassen sich solche Signale orten.“
Mit geomechanischen Berechnungen wurde ein Modell entwickelt, mit dem das Tragverhalten des Gebirges in den Bergschadengebieten unter den bergbau- und lösungsbedingten Einwirkungen beschrieben werden kann. Die Berechnungen wurden an einem repräsentativen Profilschnitt, der rechtwinklig zur Achse des Salzsattels und zur Senkungsmulde im Bereich des Stadtzentrums liegt, ausgeführt.
Alte und neue Tiefbohrungen sowie umfangreiche aktuelle seismische Untersuchungen wurden in einem komplexen geologischen 3D-Modell zusammengefasst. Zudem wurden in dieses 3D-Modell die Grubenbaue der ehemaligen Kalibergwerke Leopoldshall, v.d. Heydt und v. Manteuffel, Neu-Staßfurt, Friedrichshall, Ludwigshall sowie v. Berlepsch und v. Maybach integriert. „Die Modelle helfen, die komplexen Bergwerksstrukturen in Staßfurt besser verstehen zu können“, so Gerardi. Der Öffentlichkeit werden sie im November 2010 im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung in Staßfurt präsentiert. Später sollen die 3D-Modelle als Dauerausstellung im geplanten neuen Staßfurter Verwaltungsneubau (Kompetenzzentrum) gezeigt werden.
Am Forschungsverbund sind zehn Partner beteiligt. Neben der BGR als koordinierender Institution sind dies das ebenfalls im GEOZENTRUM Hannover beheimatete Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik, die Technische Universität Clausthal, die Brandenburgische Universität Cottbus, das Institut für Interdisziplinäre Isotopenforschung an der Universität Leipzig, die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, die Gesellschaft für Ingenieur-, Hydro- und Umweltgeologie mbH (Stendal), die DHI-WASY GmbH (Berlin), die K-UTEC Salttechnologies AG (Sondershausen) sowie das LAGB.
Weitere Informationen:
Aktueller Sonderband der DGG: http://www.dgg.de/cms/front_content.php?idcat=168
Projekt: http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Geotechnik/Aktuelles/bergbauschaeden-stassfurt.html
Ansprechpartner:
Johannes Gerardi, Tel.: 0511 643 2874, E-Mail: Johannes.Gerardi@bgr.de
| Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679, mobil: 0170 8569662 E-mail: info@bgr.de Internet: http://www.geozentrum-hannover.de |