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Böden liefern unser tägliches Brot, sie sind eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen. Ungeachtet ihrer Bedeutung führt der Schutz der Böden jedoch noch immer ein Schattendasein, denn der Vielfalt unter ihren Füßen schenken die meisten Menschen keine Beachtung. Der Internationale Tag des Bodens am 5. Dezember erinnert daran, dass sich der Blick unter die Erdoberfläche lohnt.

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Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe - Öffentlichkeitsarbeit
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Presseinformation BGR / NLfB spezial

zum Internationalen Tag des Bodens am 5. Dezember 2005

Hannover, 29.11.2005

Versiegelt, versauert und vom Winde verweht

Ehemalige Fläche in der Hildesheimer Börde wurde zum Einkaufszentrum mit Verbrauchermärkten und Parkplätzen

Vor 20 Jahren grünte auf dieser Fläche in der Hildesheimer Börde noch üppig der Weizen. Heute steht hier ein Einkaufszentrum mit Verbrauchermärkten und Läden, Zufahrtsstraßen und Parkplätzen für Hunderte von Autos. Unter dem Asphalt: Schwarzerde, Ackerland vom feinsten, das vorher jährlich rund 10 Tonnen Weizen erbrachte – oder 7000 große Brote.

Ein fiktives Beispiel, das aber eine symptomatische Entwicklung verdeutlicht. Dr. Wolf Eckelmann, Leiter der Bodenkunde der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), meint: „Die Belange des Bodens genießen bei der Raumplanung keine Priorität.“ Das soll sich ändern: Eine europäische Bodenrahmenrichtlinie soll künftig verbindliche Normen zu Bodennutzung und Bodenschutz auf europäischer Ebene festlegen. Gleichzeitig fordern Bodenwissenschaftler, dass Böden stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken - und machen mit vielen Aktionen aufmerksam auf das, was unter unseren Füßen liegt und was wir oft genug sinnbildlich mit Füßen treten.

In einer Handvoll Boden leben oft mehr Organismen als Menschen auf der Erde

Lebensgrundlage Boden

Böden stellen eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen dar: Über die Hälfte (53,5 %) der Bodenfläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Weitere 30 Prozent dienen als Waldstandorte nicht nur der Holzwirtschaft, sondern auch der Erholung. Große Bedeutung haben die Böden auch für unser Trinkwasser, denn sie vermögen zahlreiche Schadstoffe aus dem Wasser zu filtern. Auch für die Rohstoffversorgung sind sie bedeutsam, denn sie liefern Baumaterialien wie Sand oder Kies. Nicht zuletzt konservieren Böden Zeugnisse unserer Kulturgeschichte wie Tonscherben und andere Relikte und sind selbst ein Abbild der Vergangenheit. Neben all diesen Faktoren ist aber nicht zu vergessen, dass Böden auch Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen sind – so leben in einer Handvoll Boden oft mehr Organismen als Menschen auf der Erde.

Bodenvielfalt

Bodenvielfalt

Böden sind die belebte Verwitterungsschicht unserer Erde. So vielfältig unsere Landschaften, so vielfältig sind auch die Böden, die sich in Küstengebieten, Bergländern, im Gebirge, im Tiefland, in Trocken- oder Feuchtgebieten ausbilden. Je nach Ausgangsgestein, Lage, Klima und der Intensität biologischer Zersetzungsprozesse entstehen verschiedene Böden: Sie können schwarz, rot, braun oder grau, sandig, lehmig oder torfig, trocken oder nass, hart oder weich sein.

So bildet sich die Vega auf Auesedimenten, in Lössgebieten findet man die fruchtbaren, humusreichen Schwarzerden, aus Flugsand bildet sich häufig wenig ertragreicher Podsol, auf Kalkstein entsteht die flachgründige, schlecht durchwurzelbare Rendzina, in Niederungen entstehen Moore.

Bodengefährdung durch Erosion

Bodengefährdung

Tote Fische können uns zeigen, dass ein Fluss verseucht wurde, dreckige Luft reizt unsere Atemwege – doch was unter unseren Füßen passiert, nehmen wir oft kaum wahr. Bedeutung und Schutzbedürftigkeit der Böden sind vielen Menschen kaum bewusst. Dabei sind wirksame Schutzmaßnahmen dringend erforderlich, denn unsere Böden werden zunehmend weggespült und weggeweht, gehen durch Versiegelung verloren, versauern und sind Schadstoffbelastungen ausgesetzt. Und was hier einmal zerstört wurde, braucht sehr lange, um sich wieder zu erholen oder ist sogar unwiederbringlich verloren. Das weltweit größte Problem des Bodens ist die Erosion: Experten schätzen, dass allein in Europa eine Fläche von über 150 Millionen Hektar - das entspricht der Größe Frankreichs, Portugals, Spaniens und Italiens zusammen - von der Erosion durch Wasser und Wind betroffen ist. Im Mittelmeerraum kommt das Problem der Bodenversalzung als Folge exzessiver Bewässerung hinzu - bereits vier Millionen Hektar Boden sind betroffen. Die Folge sind Ernteausfälle. In Deutschland wird vor allem die flächenhafte Bodenversiegelung zu einem zunehmenden Problem für den Bodenschutz: Zwölf Prozent der gesamten Bodenfläche liegen bereits unter Siedlungen und Verkehrsflächen - und täglich kommt eine Fläche von über 150 Fußballfeldern dazu.

"Boden-Bildung"

Ein wichtiger Beitrag zum Bodenschutz ist, Bodenwissen zu vermitteln. Wer mehr über den Boden und seine natürlichen Funktionen weiß, der wird sich vielleicht überlegen, ob er seinen Hof wirklich pflastern oder nicht doch lieber begrünen möchte. Um für das Thema Bodenschutz zu sensibilisieren, treten die Mitarbeiter des GEOZENTRUMS Hannover immer wieder mit Aktionen an die Bevölkerung heran, um sie für das, was unter ihren Füßen liegt, zu sensibilisieren: So wird über den „Boden des Jahres“ informiert und zum „Tag des Geotops“ eingeladen. Beim Hannoverschen Fest der Wissenschaften und an den Tagen der offenen Tür zeigen Bodenkundler der interessierten Öffentlichkeit, was im Boden alles drin steckt, und so mancher Kollege hat schon eine Schulstunde mit großen oder kleinen Kindern zum Thema Boden gestaltet.

Bodeninformation - Bereitstellung bodenkundlicher Daten

Bodeninformation

Neben der Vermittlung von Bodenwissen ist die Bereitstellung bodenkundlicher Daten ein wesentlicher Aspekt für Bodennutzung und Bodenschutz. Mit dem Fachinformationssystem Bodenkunde (FISBo) hält die BGR relevante Daten und bodenkundliche Karten im bundesweiten Maßstab vor. Die Struktur des Fachinformationssystems ist in Abstimmung mit den geologischen Diensten der 16 Bundesländer entstanden. Die Bundesländer halten jeweils ihre eigenen bodenkundlichen Fachinformationssysteme vor, die teilweise in enger Kooperation mit dem Bund erstellt werden. In Niedersachsen beispielsweise betreibt das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung (NLfB) das Niedersächsische Bodeninformationssystem NIBIS®. Wichtige Informationen zum Bodenschutz, z.B. die Erosionsgefährdung niedersächsischer Ackerböden oder der Versiegelungsgrad einzelner Gemeinden, können dort erfragt werden. Die in Deutschland bereit gehaltenen Bodeninformationen sind wiederum Teil eines größeren Netzwerks: Sie stehen über die BGR dem europäischen Bodenbüro zur Verfügung, das auf europäischer Ebene vergleichbare Aufgaben wahrnimmt.


Schutzinstrument Gesetzgebung

Seit 1999 ist der Boden in Deutschland per Gesetz geschützt. Ziel des Bundes-Bodenschutzgesetzes ist es, „nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen. Hierzu sind schädliche Bodenveränderungen abzuwehren, der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewässerverunreinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden zu treffen.


Ein Großteil der Bundesländer hat inzwischen ergänzende Länder-Bodenschutzgesetze erlassen. Auch Niedersachsen hat schon seit 1999 ein eigenes Landesgesetz zum Schutz der Böden. Besonders belastete Gebiete, z.B. Teile des Harzes, können demnach als sogenannte Bodenplanungsgebiete ausgewiesen werden, in denen besondere Schutzmaßnahmen greifen.


Auf europäischer Ebene besteht ebenfalls Handlungsbedarf, denn eine übergreifende Bodenschutzrichtlinie fehlt bislang ganz. Doch für den Boden ist Land in Sicht: Eine europäische Rahmenrichtlinie ist in Vorbereitung; ein erster Entwurf soll Ende des Jahres erstmals dem Umweltausschuss des europäischen Parlaments vorgelegt werden und danach in die Beratung gehen.


Bis der Prozess der Beratung der Richtlinie abgeschlossen und die Umsetzung auf Bundes- und Länderebene diskutiert ist, werden vermutlich noch Jahre vergehen. In der Praxis könnte ein solches Rahmenwerk dann beispielsweise Kriterien für die Ausweisung von Risikogebieten festlegen und so die Bodenversiegelung in ausgewiesenen Gefährdungsgebieten begrenzen. „Deutschland ist auf eine europäische Bodenrahmenrichtlinie zwar vorbereitet“, sagt Eckelmann, „dennoch müssen Bund und Länder erhebliche Anstrengungen unternehmen, wenn sie die für Bodennutzung und Bodenschutz notwendigen Daten und Strukturen zeitgerecht verfügbar haben wollen“.

Links zum Thema Boden:

www.bodenwelten.deInfoportal zum Thema Boden
www.dbges.deDeutsche Bodenkundliche Gesellschaft
www.bvboden.deBundesverband Boden
www.nlfb.deNiedersächsisches Landesamt für Bodenforschung
www.bgr.bund.deBundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
http://eusoils.jrc.it/index.htmlEuropäisches Bodenbüro
www.umweltbundesamt.de/fwbs/kbu/Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt

Ansprechpartner 1:

    
Dr. Rainer Baritz
Tel.: +49-(0)511-643-2409
Fax: +49-(0)511-643-2304

Ansprechpartner 2:

    
Dr. Udo Müller
Tel.: +49-(0)511-643-3594
Fax: +49-(0)511-643-533594

Pressesprecher 2:

    
Dr. Frauke Schäfer
Tel.: +49-(0)511-643-2679

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