Pressemitteilung
Hannover, 11.11.2013
Agritechnica: BGR präsentiert neue Karte zur Bodengüte
Rund 25 % der deutschen Äcker sind besonders ertragreich
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) präsentiert bei der Agritechnica in Hannover auf dem Gemeinschaftsstand der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in der Sonderausstellung „Smart Farming“ (Halle 17, Stand B47) erstmals eine bundesweit einheitliche Karte zur Bodengüte der Ackerstandorte in Deutschland. Nach der neuen Karte der BGR-Bodenexperten besitzt rund ein Viertel der Böden in Deutschland nach internationalen Maßstäben ein hohes Ertragspotenzial für Getreide. „Fruchtbare Böden sind die Grundlage für unsere Nahrungsmittelversorgung. Zudem wächst ihre Bedeutung für den Anbau von Energiepflanzen. Leistungsfähige Böden sind außerdem wichtig für den Schutz von Wasser, Klima und Biodiversität“, erklärt der Leiter der BGR-Abteilung Grundwasser und Boden, Dr. Michael Kosinowski.
Böden bilden nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die Grundlage für über 90 % der produzierten Nahrung. In Deutschland beträgt der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche 47 %. Das sind rund 17 Millionen Hektar (ha). Davon sind 70 % (12 Mio. ha) Ackerflächen. Rund 25 % dieser Flächen fallen nach der neuen deutschlandweiten Karte der BGR zur Bodengüte in die Kategorie „hohes“ bzw. „sehr hohes Ertragspotenzial“.
Die höchste Einstufung erfahren im bundesweiten Vergleich die Böden der Lösslandschaften, z. B. der Magdeburger Börde, des Thüringer Beckens und der Kölner Bucht. An diesen Standorten wirken sich eine maximale Durchwurzelungstiefe und ein sehr hohes Speichervermögen für pflanzenverfügbares Bodenwasser positiv aus. Eine überdurchschnittliche Bewertung kennzeichnet außerdem die Tertiärhügelländer im Alpenvorland sowie die Talauen der großen Flusslandschaften und die Kalkmarschen des Küstenholozäns. Eine geringere Bewertung erfahren die Bodengesellschaften der Berg- und Hügelländer, wo geringe Durchwurzelungstiefen und zusätzlich hohe Steingehalte die Ertragsfähigkeit begrenzen. Auch die leichten Sandböden in den Alt- und Jungmoränenlandschaften in Teilen der östlichen Bundesländer weisen ein geringes Ertragspotenzial auf, wenn Defizite in der Wasserversorgung auftreten. Die im bundesweiten Maßstab niedrigsten Wertzahlen entfallen u. a. auf ackerbaulich genutzte Moorstandorte.
Die Fruchtbarkeit des Bodens ist für die Landwirtschaft ein entscheidender Faktor und eine in menschlichen Zeiträumen nur bedingt erneuerbare Ressource. Ein besonderes Problem in Deutschland ist der stetige Flächenverbrauch durch Urbanisierung und Infrastruktur. Hierfür werden insbesondere landwirtschaftlich genutzte Flächen, oft auch gerade Flächen mit einem hohen Ertragspotenzial in Anspruch genommen. In Deutschland werden bezogen auf den Vierjahreszeitraum 2009–2012 immer noch täglich 74 Hektar Boden pro Tag in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt.
Eine einheitliche Darstellung der Bodengüte für ganz Deutschland gab es bisher nicht. Aktuell liegen nur Darstellungen auf der Ebene der Bundesländer vor (Basis Bodenschätzung). Grundlage für die neue BGR-Karte ist das internationale Bewertungsverfahren „Müncheberger Soil Quality Rating" (SQR). Im Unterschied zu den Bewertungen der Bodenschätzung werden beim SQR-Verfahren umfangreiche Klimadaten in die Bewertung einbezogen. Mit dem von der BGR umgesetzten Verfahren liegt nun eine praktikable Methode zur Bewertung der Eignung und Gefährdung von Böden für die landwirtschaftliche Nutzung und zur Abschätzung des ackerbaulichen Ertragspotenzials für ganz Deutschland vor. Die Methode wurde auf die Profildatensätze der nutzungsdifferenzierten Bodenübersichtskarte 1 : 1 Mio. (BÜK 1000 N) angewendet und eine bundesweite Karte des ackerbaulichen Ertragspotentials der Böden in Deutschland erstellt. Die Karte wird von der BGR kostenfrei über den Geoshop Hannover bereitgestellt. Die BGR ist einziger Anbieter dieses bundesweiten Datensatzes.
Die Karte bietet eine Übersicht über die Differenzierung und regionale Verteilung der kostbaren Ackerflächen in Deutschland. Sie soll Grundlage für Empfehlungen insbesondere an Politik und Verwaltung sein. Die Daten können z. B. für deutschlandweite Modellrechnungen u. a. für Klimafolgenbewertungen oder als Entscheidungsgrundlage in länderübergreifenden Planungs- und Zulassungsverfahren verwendet werden.
Fachlicher Hintergrund
Das Müncheberger „Soil Quality Rating“ wurde vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) entwickelt. Das SQR ist ein Verfahren zur Bewertung der Eignung von Böden für die landwirtschaftliche Nutzung und dient der Abschätzung des Ertragspotenzials im globalen Maßstab. Die Methode wurde für die Anwendung auf Bodenkarten von der BGR modifiziert und ist in der Methodendokumentation der Ad-hoc-AG Boden aufgenommen. Die Karte zeigt eine solche Anwendung des Verfahrens für die Ackerböden in Deutschland auf Basis der BÜK 1000 N. Weitere Eingangsdaten sind die mittleren jährlichen Klimadaten (Deutscher Wetterdienst), das Relief (Bundesamt für Kartographie und Geodäsie) und die Landnutzung (CORINE Land Cover 2006).
Die hier vorgestellte Karte beschränkt sich auf die Einstufung des ackerbaulichen Ertragspotentials im nationalen Maßstab und soll insgesamt für getreidebetonte Fruchtfolgen gelten.
Weitere Informationen:
Link zum GeoShop Hannover:
http://www.geoshop-hannover.de/
Link zur Projektseite Ackerbauliches Ertragspotenzial der Böden in Deutschland 1 : 1 000 000 (SQR 1000):
http://www.bgr.bund.de/SQR
Link zur Bodengüte-Karte (Grafikdatei):
http://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Oeffentlichkeitsarbeit/Pressemitteilungen/Bilder/2013/2013-11-08-bodenguete-karte.html
Ansprechpartner:
Dr. Volker Hennings, Tel.: 0511 643 2840, E-Mail: Volker.Hennings@bgr.de
| Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679, Mobil: 0170 8569662 E-Mail: Andreas.Beuge@bgr.de, Internet: http://www.bgr.bund.de |