Pressemitteilung
Hannover, 03.09.2012
Auswirkungen des Klimawandels auf die Nordseeinseln: Meeresspiegelanstieg gefährdet Wasserversorgung
Der Klimawandel wird in Zukunft auch die Wasserversorgung der ost- und nordfriesischen Inseln stark beeinflussen. Durch den Meeresspiegelanstieg drohen die dortigen Süßwasservorkommen zu versalzen. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) möchte jetzt die Grundlagen für ein nachhaltiges Wassermanagement auf den Nordseeinseln legen. Im Rahmen des Projektes FLIN (Freshwater Lens Investigations) führen Hydrogeologen der BGR mit Unterstützung von Experten des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und der Universität Bremen vom 03. bis 07.09.2012 auf Langeoog mit Hilfe eines Grundwassermessfahrzeugs Untersuchungen zur Bestimmung der Grundwasserneubildungsrate, der chemischen Zusammensetzung des Grundwassers und der Altersschichtung sowie der Versickerungsrate des Wassers in den Dünensanden durch.
Die BGR möchte Ihnen gerne das Projekt bei einem
Pressetermin
am Donnerstag, 06.September, um 13 Uhr
am Wasserturm, An der Kaapdüne
auf der Insel Langeoog
vorstellen.
Die Wasserversorgung in Küstenzonen und auf Inseln wie Langeoog unterliegt besonderen Herausforderungen. Obwohl Salz- und Süßwasser prinzipiell vollständig mischbar sind, kommt es im Untergrund oft zu einer räumlichen Trennung: das weniger dichte, leichtere Süßwasser schwimmt auf dem dichteren, schwereren Salzwasser - ähnlich wie Milchschaum auf einem Kaffee. Das Gleichgewicht zwischen Salz- und Süßwasser ist hingegen jedoch sehr empfindlich gegenüber Störungen. Wird zu viel Süßwasser durch Brunnen entnommen, kann es zum Nachströmen von Salzwasser kommen. Dadurch können die Süßwasservorkommen zunehmend versalzen.
„Dieser Prozess ist praktisch nicht mehr umkehrbar und führt im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch der Wasserversorgung. Es dauert dann viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte, um die Süßwasserlinse wiederherzustellen“, erklärt BGR-Experte Prof. Dr. Thomas Himmelsbach. „Um eine nachhaltige Wasserversorgung zu gewährleisten, muss ein Gleichgewicht zwischen dem Verbrauch und der sogenannten Grundwasserneubildungsrate bestehen“, so Himmelsbach.
Die BGR untersucht diese Prozesse weltweit und detailliert im Rahmen des multidisziplinären FLIN-Projekts. Auf Langeoog geschieht dies gemeinsam mit dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV), der die Wasserversorgung auf der Insel gewährleistet. Im Untergrund der Insel befinden sich drei Süßwasserlinsen, von denen die westliche zur Wasserversorgung dient. Die Trennung in mehrere Süßwasserlinsen entstand durch historische Sturmfluten. Die Größe der Linsen wurde bereits durch geoelektrische und elektromagnetische Messungen mit dem BGR-Hubschrauber „Sikorsky S-76B“ bestimmt. Um das Eindringen von Salzwasser zu vermeiden, verteilt sich die Wassergewinnung auf viele kleine und flache Brunnen mit verhältnismäßig kleiner Fördermenge. Neben der auf der Insel lebenden Bevölkerung benötigen besonders die zahlreichen Touristen Wasser, letztere sind sogar für circa zwei Drittel der Wasserentnahme verantwortlich. In den warmen Ferienmonaten steigt der Wasserverbrauch so um ein Mehrfaches.
Weitere Informationen:
http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Wasser/grundwasser_node.html
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Himmelsbach, BGR-Fachbereichsleiter Grundwasserressourcen,
Tel. 0511-643-3794, Thomas.Himmelsbach@bgr.de
| Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679, mobil: 0170 8569662 E-Mail: info@bgr.de Internet: http://www.geozentrum-hannover.de |