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Seismologie: Intraplattentektonik in Mitteleuropa

Hauskolloquium am Dienstag, den 10. Februar 2015 um 10°° Uhr im Großen Sitzungssaal des Hauses.

Moderation: Thomas Spies

Prof. Dr. Jonas Kley, Geowissenschaftliches Zentrum der Georg-August-Universität Göttingen: Die geologische Entwicklung Mitteleuropas und ihre Beziehungen zur heutigen Tektonik

Die wechselvolle geologische Geschichte Mitteleuropas bildet sich in einer komplexen Struktur ab. Dem lithologisch und strukturell bereits stark gegliederten variszischen Unterbau überlagert sich das unregelmäßige Muster der störungsbegrenzten und manchmal sehr tiefen Rotliegend-Becken. Nur im Norden bildet mächtiges permisches Salz eine potenziell mechanisch trennende Lage zwischen Basement und mesozoischer Sedimenthülle. Die Sedimenthülle wird von einem weit verzweigten Störungsnetz durchsetzt, dessen Teile in vielen Fällen unter Dehnung angelegt und unter Einengung reaktiviert wurden. Die spätkretazische Einengung ist das jüngste starke Deformationsereignis in Norddeutschland, während südlichere Teile Mitteleuropas von der Anlage des känozoischen Riftsystems und begleitenden Vulkanismus geprägt werden. Glazialisostatische Hebung und Senkung sind für die jüngste Geschichte Norddeutschlands und das moderne Spannungsfeld wichtig.
Es ist sehr schwierig, aus dieser verwickelten und unvollständig verstandenen Architektur und dem leidlich bekannten heutigen Spannungsfeld Vorhersagen zur aktuellen und künftigen Deformationsverteilung einschließlich der erwarteten Seismizität zu treffen. Beispiele aus der geologischen Geschichte zeigen einerseits, dass sich Deformation manchmal recht gleichmäßig über weite Gebiete verteilt hat, andererseits, dass selbst größere Störungszonen in manchen Ereignissen ohne erkennbaren Grund nicht reaktiviert werden. Die sehr geringen heutigen Verformungsraten verschärfen das Problem stark verteilter Verformung vermutlich noch. Die Möglichkeiten der Modellierung werden durch die wenigstens in größerer Tiefe unzureichend bekannten Strukturgeometrien und kaum verifizierbare Vorhersagen stark eingeschränkt.

Profile nordwestlich des Hundeberges bei Hillerse (SW Northeim)


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